Ich blieb noch ein paar Sekunden so liegen, doch rappelte mich dann wieder auf. Er hatte ja recht. Ich hatte kein Recht dazu auch nur ein bisschen Schwäche zu zeigen und ihn damit zu stören. Es war ja sowieso ein Wunder, dass ich noch bei ihm bleiben durfte. Nach allem was ich getan hatte. "Vermagst du dein Glück im Wald zu versuchen?" Es war ungewohnt mehr zu reden und mir fiel es schwer die richtigen Worte zu finden.

Ich nickte knapp. Es wird dunkel. Wir werden hier nichts finden. Damit lief ich vor Richtung Wald. Es würde länger dauern, bis wir ankämen, doch ich war müde und das setzte mir zu. Ngh... Ich will endlich schlafen können. Warum sind wir nicht geblieben... grummelte ich vor mich hin

Ich könnte ihn jetzt daran erinnern, dass er dort nicht mehr bleiben wollte und wir deswegen weiter gewandert waren. Aber ich wollte keinen Streit provozieren, also tat ich das, was ich immer tat. Mich selbst verantwortlich machen. Wir waren gegangen weil ich dort nicht richtig laufen konnte, weil ich dort nicht zurecht kam. Es dauerte nicht einmal lange, vielleicht ein paar Herzschläge bis sich dieser Gedanke in meinem Kopf festsetzte und ich den eigentlichen Grund verdrängt hatte.

Irgendwann, wir waren eine Ewigkeit schweigend hintereinander her gelaufen, da erreichten wir den Wald. Müde sah ich aus, doch wollte es unterdrücken und einfach schnell etwas finden. Such nach einem Unterschlupf. befahl ich und ging ebenfalls los

Wie jedes Mal sah ich ihm ein paar Augenblicke desinteressiert nach, wollte sichergehen dass er sich nicht umdrehte und mir doch etwas tat. Aber Heute schien wirklich einer seiner guten Tage zu sein. Er hatte mich kein einziges Mal angefallen und das war schon etwas besonderes. Aber auch etwas, worüber ich mich freute. Schnell, um seine Laune nicht wieder zu senken, wandte ich mich ab und suchte nach einem Unterschlupf. Er musste nicht groß sein, Platz für eine Katze würde reichen damit wenigstens mein Bruder geschützt war.

Ich machte mich in entgegen gesetzter Richtung auf die Suche. Es dauerte lang, bis ich etwas gefunden hatte, was halbwegs in Ordnung schien. Wir würden es ausbauen müssen, aber es machte immerhin einen stabilen Eindruck, ein alter Fuchsbau. Nicht schlecht. Ich buddelte uns etwas Platz und legte mich dann in den Bau hinein. Mein Bruder würde schon her finden. Bis dahin würde ich etwas Ruhe finden. Schnell war ich auch eingeschlafen.

Ich suchte eine Weile, doch fand auch dieses Mal nichts. Aber zurück wollte ich nicht. Nicht direkt. Ich wollte noch ein paar Momente halbwegs schmerzfrei bleiben. Also lief ich auf einem langen Umweg zurück. Sogar meinen Rücken konnte ich ein wenig Strecken, ohne Schmerzen zu haben. Nach einer Weile kam ich aber zurück zu unserem Treffpunkt. Mein Bruder war nicht da. Was? Warum war er nicht hier? Suchte er noch nach einem Bau? Nein, ich hatte schon ewig gebraucht, er konnte nicht mehr Zeit in Anspruch genommen haben. Ich wartete noch kurz, doch fing dann an ihn zu suchen.

Ich schlief ruhig in dem Fuchsbau. Mein Geruch nebelte die Umgebung ein, weshalb ich relativ offensichtlich hier lag, doch das störte mich nicht im Geringsten.

Es war nicht schwer seiner Fährte zu folgen, aber es überraschte mich ein wenig dass er so offensichtlich lag. Klar, in einem Bau. Aber jedes Tier im Umkreis von mehreren Metern wäre in der Lage ihn zu finden. Ich betrachtete meinen schlafenden Bruder eine Weile, ehe ich mich vor dem Bau auf die Seite legte. Zusammenrollen konnte ich mich nicht mehr. So lag ich da, die Beine von mir gestreckt und den Kopf seitlich auf dem Boden abgelegt.

Ich schlief bis zum nächsten Morgen in dem Bau, geschützt von der Kälte in der Nacht und der Hitze am Tag. Leise gähnend streckte ich mich und trat aus dem Bau, wo ich fast über meinen Bruder stolperte. Ohne zu Zögern, schlug ich nach ihm. Pass doch auf! fauchte ich und entfernte mich dann. Weiter.

Ich hatte mich nicht getraut zu schlafen, hatte Angst vor den Albträumen die mich jede Nacht plagten. Dafür war ich jetzt sehr müde und reagierte zu spät als mein Bruder nach mir schlug. Ich zuckte zusammen und zog sofort den Kopf etwas ein, lag aber immer noch seitlich auf dem Boden. Er war der einzige, vor dessen Schlägen ich zuckte. Aber ich wehrte mich auch nicht. Er war schließlich im Recht gewesen. Ich hätte nicht so im Weg liegen dürfen, das war falsch gewesen und hatte ihn gestört

Ich blieb stehen und funkelte meinen Bruder böse an, als er sich nicht bewegte. Wird's bald?!

Es dauerte ein paar Herzschläge bis ich mich aufrichten konnte und schüttelte mich kurz. Ich richtete meinen gelangweilten Blick auf den dunklen Pelz meines Bruders. Sein Grinsen auf der Brust, verpasste mir jedes Mal ein Stich ins Herz. Damals hatte ich ihn immer darum beneidet, wollte auch durchgehend lächeln können. Und diesen Wunsch hatte er mir nur zu gerne erfüllt. Jetzt pragte eine große Narbe auf meiner Brust und meinem Hals, in Form von einem Grinsen. Jetzt hatte ich dieses Lächeln, dass ich mir so lange gewünscht hatte. So wollte ich es eigentlich nicht haben, nicht durch Schmerzen, aber ich durfte mich nicht beschweren. Dass er mir nach allem was ich getan hatte, auch noch einen Wunsch den ich seit Jungem älter hatte, erfüllte, war über meinem Wert.

Jetzt beweg dich. Oder ich verbrenn dir auch noch die andere Pfote. drohte ich ihm und wandte mich ab, um weiter zu gehen.

Ich legte die Ohren leicht an als er das sagte, dabei stand ich doch schon. Als er weiter ging, folgte ich ihm wieder wie sonst auch. Es war tagtäglich das selbe, nur seine Attacken brachten Abwechselung, wenn auch unschöne