"Du gedenkst hier zu verweilen?", fragte ich, als würde es mich gar nicht interessieren. Meine Stimme klang gelangweilt, gleichgültig. Aber eigentlich überraschte es mich. Wir wanderten nun schon seit längerer Zeit, es kam unerwartet dass er sich niederlassen wollte. Vor allem in der Nähe von anderen Katzen.

Frag nicht so blöd, wenn es dich nicht interessiert. knurrte ich ihn an und ging weiter. Ich denke nochmal drüber nach. Diese Wildkatzen sollen nicht über uns herfallen.

Ich schwieg daraufhin, hatte nicht einmal gemerkt dass ich so gelangweilt klang. Aber das tat ich nie. Es war einfach meine Art. Schulterzuckend vergrub ich die Überreste meiner mageren Maus und sah mich dann kurz um. Hier in der Nähe also?

Als ich merkte, dass mir @Pech folgte, lief ich schweigend weiter und folgte der Fährte. Erst als sich andere Gerüche in die Spur mischten, blieb ich stehen. "Hier überlagert sich sein Geruch mit anderen Katzen..", miaute ich nachdenklich und lief mal nach rechts, dann nach links, ehe ich einen anderen Strauch beschnupperte. "Sie sind alle in dieselbe Richtung gegangen." Mein Blick blieb noch einen Moment auf dem Weg haften, den die Katzen gegangen waren, dann schaute ich wieder zu Pech. "Wieso fängst du dir eigentlich nicht einfach eine neue Maus?" Fragend sah ich zu dem schwarzen Kater auf. Es ist ja nicht so, als ob es hier keine gäbe.

Ich blieb schließlich stehen und sah meinen Bruder über die Schulter kalt an. Wenn dir das alles egal ist, verschwinde. Lass mich allein und lebe dein tolles Leben mit deiner kaputten Pfote. knurrte ich wütend. Ich war innerlich allerdings vollkommen ruhig. Ich wusste, dass er es nicht tun würde. Und entschuldige es nicht immer damit, dass es deine Art ist, verstanden?!

Alle in die selbe Richtung? Hat er sich etwa diesen Clankatzen angeschlossen? Ich zuckte mit dem Ohr, als eine frische Brise den Geruch etwas hervorhob und meine Vermutung bestätigte. Dann schaute ich den kleinen Kater finster an. "Das geht dich nichts an, Knirps", knurrte ich und schnupperte nun meinerseits in die Luft. Der Geruch ist schwach, aber dank der Düfte der anderen Katzen könnte ich ihm leicht folgen. Aber will ich das überhaupt? Dann müsste ich mich mit noch mehr Fremden rumschlagen... Zweifelnd ging mein Blick in die Ferne, dorthin, wo der Kater verschwunden war.

Ich sah meinen Bruder eine Weile an. Mein Blick schwankte dann aber zur Seite und heftete sich auf den grünen Boden unter unseren Pfoten. Er hatte ja Recht, das hatte er immer. Ich durfte ihm gegenüber nicht so desinteressiert wirken. "Verzeih..." Meine Stimme klang rau wie sie es immer tat. "Mein Verhalten lässt sich nicht mit meiner Art entschuldigen." Man sah es nicht, aber der Gedanke allein zu sein, machte mir Angst. Ich brauchte ihn, ohne ihn hatte ich keine Struktur in meinem Leben. Keine Führung.

Dann Schlag einen anderen Ton an. Ohne noch weiter zu diskutieren, ging ich weiter in den Wald hinein. Der Geruch der Katzen war hier stärker und schließlich hielt ich vor einer dieser Geruchsgrenzen. Was sind das für Katzen? Vater hat nicht viel über sie gesagt, bis auf dass sie wilde sind...

Ich sagte nichts mehr dazu und folgte ihm weiter. Verwirrt blieb ich hinter ihm stehen. Warum lief er weiter in den Wald? Damit näherten wir uns doch nur den Grenzen. Ich dachte, genau das würde er nicht wollen. Angst erfüllte mich. Wollte er die Katzen auf mich hetzen, wie er es früher so oft getan hatte, weil ich etwas falsches getan hatte? Ich traute mich nicht zu fragen, sah nur gelangweilt zu ihm.

Ich blieb genau an der Grenze stehen, wartete eine ganze Weile, bevor ich meinem Bruder einen kühlen Blick zu warf. Finde einen Unterschlupf. knurrte ich und schnippte mit dem Schweif. Diese Katzen sind gefährlich. Doch solange wir nicht über ihre Grenze treten, tun sie uns nichts. Und selbst wenn. Für Koya wäre das doch kein Ding. Vielleicht... Nur vielleicht... Sollten wir uns solch einen Clan genauer ansehen.

Meine Ohren zuckten leicht. Er wollte also wirklich hier an der Grenze bleiben. Alles in mir schrie danach zu protestieren, einfach wieder zu gehen. Erstens stank dieser Geruch einfach nur und ich hatte nicht unbedingt das jeden Tag riechen zu müssen. Zweitens würde es früher oder später dazu kommen dass mein Bruder mich über die Grenze scheuchte und diese Katzen mir weh tun würden. Aber ich zeigte meine Unsicherheit nicht, starrte ihn nur teilnahmslos an, wie ich es oft tat. Die Angst verletzt zu werden, trieb mich dann doch dazu an, eine Pfote vor die andere zu setzen und mich von meinem Bruder zu entfernen. Einen Unterschlupf finden. Eine einfache Aufgabe. Ich sah mich genau um, betrachtete jeden Ast, jede Wurzel über die ich in gekrümmter Haltung sprang genau. Mein Rücken tat weh von dem krummen Laufen, aber andererseits, wenn ich mich normal stellte, würde ich ebenso schmerzen haben. Ich schüttelte den Kopf, musste mich auf meine Aufgabe konzentrieren. Darauf achtend, der Grenze nicht zu nah zu kommen, strich ich über den Boden bis ich schließlich etwas fand. Es war ein Alter Dachsbau, zumindest roch es so. Ich öffnete kritisch den Mund. Verlassen. Auf jeden Fall. War er groß genug? Natürlich, wenn ein Dachs da rein passte, taten wir es auch. Ich drehte mich sofort wieder um und hetzte zu meinem Bruder zurück.

Ich hörte, wie mein Bruder kam und schlug mit dem Schweif nach ihm, weil mir gerade danach war. Was gefunden?

Ich blieb auf Abstand, weshalb er mich auch nicht erwischte. Dass ich trotzdem fast zusammen gezuckt wäre, merkte man nicht. Meine Ohren zuckten leicht nach Hinten, als grobe Antwort. "Ein Dachsbau ganz in der Nähe scheint sich als Refugium (lmao was ein Wort) anzubieten.", antwortete ich dann rau.

Aha. Dann zeig ihn mir. Ich überließ meinem Bruder nur ungern die Führung

Ich drehte mich schweigen wieder um, die Ohren allerdings nach hinten gedreht falls meinen Bruder wieder eine seiner Launen überkam. Aber dem schien nicht so, also entspannte ich mich zum Ende hin etwas. Wir kamen bei dem Bau an und sofort ließ ich Shinji den Vortritt.