"Pech?", rief ich mauzend über das Feld und hopste über eine Ansammlung von Steinen hinweg. Seit Tagen war ich unterwegs und suchte jedes noch so kleines Grasbüschel ab. "Peeeech?", miaute ich erneut laut und sog tief die Luft ein. Haufenweise Katzen konnte ich riechen, doch keine roch genauso wie Pech. Unzufrieden brummte ich und schlug mit der Pfote nach einem hohen Grashalm. "So ein Mist", murrte ich und lief weiter. Als plötzlich neben mir ein Vogel laut zwitschernd in die Höhe stob, fauchte ich und sträubte mein kurzes Fell, bereit, mich zu verteidigen. Doch es folgte kein Angriff, also entspannte ich mich wieder. Mit wild pochendem Herzen ließ ich mich auf meinen Hintern nieder und putzte meine Pfoten. So ein dummes Tier.. als ob ich Vögel fressen würde. Viel zu fedrig, viel zu flatterig.. und Mäuse waren so viel leckerer. Apropro.. schnuppernd hielt ich inne und die Nase in den leichten Wind. Da war doch eine! Mit steil aufgerichtetem Schwanz folgte ich dem Geruch und hatte meinen Blick dabei so konzentriert auf den Boden vor mir gesenkt, dass ich nicht merkte, wie ich in etwas Felliges (@Pech) hinein lief.

Die Entscheidung, was ich jetzt genau tun sollte, wurde mir allerdings abgenommen - bei dem Klang einer fremden Stimme entfuhr mir ein genervter Seufzer. Ich achtete nicht weiter darauf und konzentrierte mich stattdessen lieber auf die Spur des Katers (@Finnian), einfach darauf hoffend, dass die fremde Katze mich in Ruhe ließ. Vergeblich. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, da lief ein Fellknäuel mit voller Wucht in mich hinein - was bei seiner Größe bedeutete, dass er mich nicht einmal aus dem Gleichgewicht brachte. Ich schlug verärgert mit dem Schweif. "Pass doch auf!" murrte ich ungehalten, genervt, dass ich mich schon wieder mit einer Katze abgeben musste.

Leicht benommen schüttelte ich meinen Kopf und rieb mir mit der Pfote über die Nase. "Entschuldige, ich.." Doch sobald ich den Kopf hob, verstummte ich auch schon wieder. Meine Augen wurden größer und das Fell an meinem Rücken stellte sich entlang der Wirbelsäule auf. Unglauben, Freude und Trauer wirbelten meine Gefühle durcheinander und die Pfoten drohten mir nachzugeben. "Pech?" Fragend sah ich den schwarzen Kater vor mir an. Das Fell passte. Die Augen ebenso. Er war etwas groß, aber ich hatte ihn schließlich auch schon länger nicht gesehen.. sicher war er gewachsen. Nicht ein Haar rührte sich an mir, während ich ihn ansah. Ich erlaubte nicht mal meiner Rute sich zu rühren, obwohl sie nervös zucken wollte.

Ich runzelte leicht die Stirn und betrachtete den jungen Kater vor mir. "Woher kennst du meinen Namen, Knirps?" fragte ich misstrauisch und nahm ein paar Schritte Abstand zu ihm.

Ganz automatisch folgten dem Kater meine Pfoten, als er sich entfernte. "Woher ich..? Hä?" Fragend sah ich ihn an, schüttelte mich sacht und entkam so der anfänglichen Starre. Mein Fell legte sich wieder an und mein Schwanz ragte endlich wieder steil gen Himmel. "Erkennst du mich nicht, Pech?" Kläglich miauend lief ich weiter auf ihn zu und wollte mich an seinen Vorderbeinen reiben.

Ich zuckte mit dem Schweif und zischte genervt. "Ich kenne dich nicht, Kleiner. Und jetzt lass mich in Ruhe", miaute ich mürrisch. Ich zog das Bein weg als ich sah, wie er wieder näher kam, und legte die Ohren an.

Als er den Lauf wegzog, zuckte ich merklich zusammen. Selbst die Ohren hatte ich kurz angelegt. "Ah.. aber, Pech! Ich suche dich schon seit Tagen.. es,.. es tut mir Leid, was ich gesagt habe.", versuchte ich es erneut weinerlich miauend. "Bitte tu nicht so, als ob du mich nicht kennst.." Wieso machte er das? Hatte ich ihn tatsächlich so verletzt? Flehend sah ich zu meinem Bruder auf. Ich wollte doch nichts anderes, als mit ihm zusammen zurück nach Hause zu gehen.

Ich seufzte entnervt. "Hör zu, Kleiner. Du verwechselst mich bestimmt mit jemandem. Wo sind deine Eltern? Die suchen dich doch bestimmt schon, oder? Lauf nach Hause und stör mich nicht weiter." versuchte ich ihn zu überzeugen. Meine Stimme klang gelangweilt, und man konnte förmlich hören, wie ich die Augen verdrehte.

"Meine Eltern..? Du meinst wohl eher.. unsere Mutter. Aber nein. Mama und Hope haben die Suche nach dir längst aufgegeben", erzählte ich und tapste um ihn herum. Dass er genervt klang, interessierte mich nicht. Wenn er immer noch wütend auf mich war, dann war das sogar verständlich. "Aber ich nicht. Ich hab dich weiter gesucht!" Stolz blieb ich vor ihm stehen und drückte mein Brustfell raus, während ich ihn ansah.

Meine Schwanzspitze zuckte leicht. Meine Güte, ist der schwer von Begriff, dachte ich nur, dann drehte ich mich weg. "Wie oft noch, Kurzer - ich kenne dich nicht. Du verwechselst mich mit jemand anderem. Kriegst du das langsam mal in dein Spatzenhirn?" knurrte ich. Ich würde diese Miniaturversion eines Fellballs zwar nicht angreifen, aber es fehlte nicht allzu viel, dann würde ich wirklich sauer werden. Ich war ohnehin schon schlecht gelaunt wegen diesem Mäusedieb. Und, obwohl ich das vor mir selbst nie zugeben würde, auch wegen Honigpfote. Was genau, war mir absolut schleierhaft, Tatsace war, dass dieser kleine Kater meine Laune nicht gerade hob.

Ich schloss mein Mäulchen und setzte mich an Ort und Stelle nieder. Er hatte sich weggedreht, aber war nicht wieder weggegangen. Das ist ein gutes Zeichen.. aber warum tut er so, als ob er sich nicht erinnert? Oder..? Ich legte meinen Kopf zur Seite und musterte den Kater vor mir wieder. Er erinnert sich wirklich nicht. Vielleicht hatte Pech sich den Kopf gestoßen und konnte sich deswegen nicht erinnern? Das ergab Sinn - zumindest für mich. Nachdenklich senkte ich den Blick auf meine Pfoten hinab, während ich einen Entschluss fasste. "Ich bin Schwefel", stellte ich mich artig vor und sah Pech wieder an.

Meine Schnurrhaare zuckten wieder und ich sah Schwefel gelangweilt über die Schulter hinweg an. "Schön für dich, Schwefel. Entschuldige mich, ich hab noch zu tun". Mit diesen Worten blendete ich die Anwesenheit des Katers aus und senkte den Kopf, um an einem Grasbüschel zu schnuppern. Also, was jetzt? Lass ich ihn oder folge ich ihm? fragte ich mich nicht zum ersten Mal wegen des kleinen Mäusediebs und schaute in die Richtung, in die er verschwunden war. Was war überhaupt los? Normalerweise ließen die Meisten mich in Ruhe, aber hier... Vielleicht sollte ich einfach gehen? schoss es mir nach einem kurzen Blick zu Schwefel durch den Kopf.

Wie gebannt beobachtete ich den schwarzen Kater vor mir. Sein ganzes Wesen hat sich geändert.. sein Kopf muss ganz schön weh getan haben. Meine Theorie machte immer mehr Sinn, je länger ich ihm zusah. Dabei waren seine Bewegungen immer noch dieselben, soweit ich das beurteilen konnte. Sein Drehen, sein Wenden.. selbst die Art wie er schnupperte. Er musste einfach mein Bruder sein! Was macht er da eigentlich? Oh! Egal, er sieht mich an! Freudig reckte ich den Kopf in die Höhe und meine Pfoten begannen begeistert den Boden unter mir zu treteln. Treudoof wartete ich darauf, dass er mich zu sich rief und mir - wie immer - erklärte, was er machte und wie ich helfen konnte.

Ich schnaubte abfällig bei dem begeisterten Blick von Schwefel und drehte ein Ohr genervt nach hinten, als ich die leisen Pfotentritte hörte, mit denen er den Boden bearbeitete. Ich schlug einmal mit dem Schweif und beschloss, ihn noch weiter zu ignorieren - vielleicht würde er es ja dann lernen? Also hob ich einfach den Kopf und entschied mich schließlich, dem Geruch des Mäusediebs zu folgen, auch wenn ich dafür wieder Clangebiet betreten musste. Ich stand auf und lief los.

Als er schnaubte, zuckte ich minimal zusammen und zog den Kopf zwischen meine Schultern. Was hab ich falsch gemacht? Ich hörte auf zu treteln und und schaute auf meine Pfoten nieder. Doch als ich den Kopf wieder hob, hatte sich Pech bewegt. Rasch folgte ich dem schwarzen Kater, behielt diesmal aber einen gewissen Abstand bei.