Der Kater wirkte genauso überrascht wie ich es war. Erschrocken zuckte ich ein Stück zurück und war kurz damit abgelehnt, Crazy wieder unter Kontrolle zu kriegen, die sich gerade aber gerne in den Vordergrund schieben würde. Noch aber brauchte ich sie nicht und Rang einen kurzen Moment mir ihr - oder mir mir selber - bevor sie genervt aufgab. Dafür drängte sich allerdings Silly in den Vordergrund, gab aber von alleine auf als sie es nicht beim ersten Mal schaffte. Silly war schon immer leichter zu Händel gewesen als Crazy - könnte aber auch daran liegen dass sie nicht so... bewusst wie Crazy oder Chaos war. Das ganze dauerte nur einen oder zwei Herzschläge und ich hatte mich rasch wieder gefangen. Neugierig hob ich meinen Kopf und musterte den Kater einen Moment, bevor ich in Chaos' üblicher frechen Art antwortete: Dasselbe könnte ich auch dich fragen, schließlich standest du in meinem Weg herum.

Ich konnte mir ein spöttisches Lachen nicht verkneifen. "Wer ist denn in mich rein gelaufen? Wozu hast du denn Augen im Kopf wenn du sie nicht benutzt." Keinesfalls hätte ich die Schuld bei mir gesucht. Dafür war ich zu stolz. Ich erhob mich auf die Pfoten und begann um sie herum zu schleichen. "Was treibt denn eine hübsche Kätzin wie du so ganz allein hier?" Wenn sie schon einmal hier war, konnte ich sie auch ganz geschickt um die Pfote wickeln und für mich nutzen.

Keck legte ich den Kopf schief und entspannte mich etwas - gegen Crazy's Naturell, aber gerade war ich nicht Crazy. Und auch nicht Silly dachte ich und wies sie geübt zurück in ihre Schranken. Erneut war ich froh, dass Silly bei weitem nicht so willensstark war wie Crazy - die sich gerade entspannte und beschloss, lieber alles mit anzuschauen. Ist vielleicht besser so dachte ich und schnippte einmal mit dem Schweif, bevor ich auf die Worte des Katers antwortete. Stimmt, aber ich müsste meine Augen nicht anstrengen wenn du nicht im Weg herumstehen würdest lächelte ich liebreizend, und du weißt doch sicher, was passiert, wenn man seine Augen zu sehr anstrengt, oder? Genau, man wird blind! redete ich weiter ohne auf eine Antwort zu achten und überging sein Kompliment kurzerhand - ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte, und meine beiden anderen Ich's waren auch keine Hilfe. Crazy war nicht an der Situation interessiert - sie hatte kein Interesse an Emotionen - und Silly wollte den Kater in ihrer üblichen Art mit Gegenkomplimenten überschütten. Auch nicht die beste Variante.

"Irgendwie gefällst du mir Kleine.", sagte ich lachend. Sie war anders als die meisten anderen, die ich bisher kennengelernt hatte. Sie ist willenstark. Eine Eigenschaft, die mir bei anderen durchaus gefiel. Ich beschloss sie nicht einzuschüchtern, so wie ich es sonst immer tat. Zumindest vorerst. "Endlich trifft man mal auf jemand Interessanten." Noch immer grinste ich schelmisch. Doch jäh verschwand das Lächeln aus meinem Gesicht. Missmutig registrierte ich das unangenehme Kribbeln in meinen Pfoten, dass mich seit einiger Zeit plagte. Ich ließ mich wieder auf die Hinterbeine fallen und legte meinen Schweif wieder sorgfältig über meine Pfoten. "Man nennt mich Salva.", stellte ich mich kühl vor. "Hast du auch einen Namen?" Ich musterte sie wieder eingehend. Ihr Fell war übersät von Narben. Sie scheint auf jeden Fall kein feiges Junges zu sein.

Freut mich, dass ich dir gefalle. schnurrte ich und zuckte mit den Schnurrhaaren. Ach, wenn du nur wüsstest... murmelte ich innerlich. Crazy beobachtete unsere Interaktion mit mildem Interesse, aber wie gesagt, sie hielt sich größtenteils aus so etwas heraus, während Silly sich einfach nur freute, einen neuen Freund gemacht zu haben. Dummkopf! We ist nicht dein Freund, und wird's auch nie sein. Du hast keine Freunde, das ist besser so. maßregelte ich sie gedanklich, auch wenn ich mir nicht sicher war wie viel von dem bei Silly ankam. Ich wurde vom Salvas Vorstellung wieder aus meinen Gedanken gerissen. Ich bin Flip. Würde ja sagen dass ich mich freue dich kennenzulernen, aber naja, hab noch nicht entschieden ob du mir den Tag versaust oder nicht. stellte ich mich ebenfalls mit meinem üblich kecken Ton vor. Tatsächlich waren in diesem Satz sogar schon eine Lügen vorhanden - ich war nicht Flip, aber die meisten Katzen brauchten eine Art übergeordneten Namen, um mich... uns einordnen zu können. Und ich mochte den Klang von 'Flip'. Crazy war unser Name eigentlich egal und Silly fand, das Flip schön fröhlich klang.

Meine Ohren waren lauschend aufgestellt und ich konnte im Wind schwach die Gerüche anderer Streuner aufnehmen, was mich etwas genervt mit der Schwanzspitze zucken ließ. Hoffentlich kommt keiner von denen auf den Gedanken, mich ansprechen zu wollen. Ich gähnte noch kurz - scheinbar hatte mir das bisschen Schlaf nicht gereicht - dann erhob ich mich und streckte mich noch einmal. Ich hatte nicht vor, mich einem der Clanlager zu nähern - aber ich hatte Hunger und da in der Nähe gab es gute Jagdgründe. Also warf ich nicht einmal einen kurzen Blick zurück zu den Weizen, sondern ließ mich meine Pfoten einfach an der Ach-so-heiligen Mondfelshöhle vorbeitragen, bis ich bei der Zweibeinerscheune ankam.

--> Mikusch's Hof

Einstiegspost

>> Ankunft
Mein Bauch wurde von Schmerzen geplagt, genauso wie meine Pfoten, die mich den weiten Weg bis hierhin gebracht hatten. Auch wenn ich gut lange Strecken zurücklegen konnte, so war ich trotzdem müde und erschöpft. Es war ein wenig länger her, dass ich etwas festes zum Beißen zwischen die Fängen bekommen hatte. Was würde ich doch nur jetzt für das feine Filet mit Fischgeschmack geben! Oder ein paar Streicheleinheiten von meinem Besitzer, denn der feste Boden unter meinen zarten Pfotenballen war alles andere als sonderlich angenehm. Naja, wenigstens sehe ich mal so ein wenig mehr von der Welt..., versuchte ich mich zu motivieren. Immerhin war ich weit gekommen und stand nun mitten in einem kleinen Wald, dessen Bäume irgendwie wie großes Gras aussah. So etwas hatte ich bisher noch nie gesehen und ich ließ es mir nicht nehmen, meine gesamte restliche Kraft zusammen zu nehmen und durch das Feld zu toben. Herrlich! Amüsiert stieß ich ein lautes Maunzen aus, doch mit einem Mal war meine Energie auch wieder verschwunden. Keuchend saß ich am Rand des Weizenfeldes, als ich eine Bewegung wahrnahm. Und tatsächlich sah ich eine schwarze Katze (Pech), die sich jedoch entfernte. Freudige Erwartung stieg in mir an und ein wenig wiederstrebend erhob ich mich wieder auf die Pfoten, eilte dem Fremden nach. „Hey! Warte mal!“, rief ich.

>> Mikuschˋs Hof

(@Salva )