Entgegen ihrer zuvor geknurrten Worte 'sie könne schon jetzt selber laufen', sackte sie mit einem schmerzerfüllten Laut wieder zu Boden. Auch wenn sie sich sofort wieder mit einem wütenden Fauchen aufrappelte, musste es für sie ein qualvoller Marsch sein. "Verrätst du ihn mir?" Ich ignorierte ihren verärgerten Tonfall und klang bei meinen Worten freundlich. Inzwischen hatte ich eingesehen, dass diese unfreundliche Art wohl einfach ihr Wesen war. Blaupfote war inzwischen etwas weiter weg, aber noch sichtbar - sie gab ein schnelles Tempo vor und ich war mir sicher, dass die Fremde dieses nicht halten konnte. "Würde es dein Stolz zulassen, wenn ich dich stütze?", fragte ich schließlich und legte meine bernsteinfarbenen Irden wieder auf die Kätzin.

Natter - der Name passte wirklich perfekt zu ihr - genauso reizbar und blitzschnell. "Freut mich Natter, mich nennt man Kastanienstern", stellte ich mich im Anschluss daraufhin vor und auch wenn sie grummelte, die Feindseligkeit war längst verflogen. Mit einem Fauchen wirbelte sie zu mir herum und landete auch schon wieder auf dem Boden. Damit war mein Angebot dann wohl abgelehnt und ich blieb stehen, um ihr nicht näher zu kommen. Natter schien auf direkte Nähe mit Aggression zu reagieren, weshalb ich auch nicht näher trat. "Wie ich schon sagte leben wir nach bestimmten Regeln. Sie lehren uns Mitleid und Gnade zu, Freundschaft und Loyalität", wiederholte ich und zuckte leicht mit den Ohren, "Ich beschütze meinen Clan und jetzt, wo du unser Territorium verlassen wirst, bist du für ihn auch keine Gefahr mehr. Warum sollte ich also nicht freundlich zu dir sein? "

"Kurz gesagt ist ein Clan eine Gruppe von Katzen, die friedlich zusammen lebt", antwortete ich und setzte mich, wobei sich mein Schweif ordentlich um meine Vorderpfoten legte, "Wir haben eine feste Hierarchie und stehen füreinander ein. Wir kümmern und sorgen uns umeinander, stehen notfalls für unsere Kameraden ein und stehen geschlossen hinter jedem einzelnen. Niemals würden wir eine Katze aus unserem Clan im Stich lassen" Natter schaute zu mir hoch und hatte während ihrer Erklärung ein paar Versuche unternommen aufzustehen, war aber immer wieder zu Boden gesackt. Sie schien mir schon wieder gereizt und bald würden wir hier Wurzeln schlagen. "Würdest du nun bitte meine Hilfe annehmen?"

Ich erwiderte nichts auf ihre erste Frage, da sie nicht an mich gerichtet zu sein schein. Mehr, als würde sie sich darüber wundern und mit Worten alleine, würde ich sie wohl nicht überzeugen können. Für mich war das Leben im Clan allgegenwärtig - ich war schließlich damit aufgewachsen, aber Streuner sammelten in ihrem Leben wohl auch viele andere Erfahrungen, durch die ihnen Katzengruppen nicht gut in Erinnerung blieben. "Ich möchte nicht, dass Blaupfote alleine durch den Wald streift! Wenn sie jetzt einem Fuchs oder etwas anderem begegnet und ich nicht in ihrer Nähe bin, könnte sie sterben! Mit ihrer Schulter kann sie wahrscheinlich nicht mal gut klettern und sich auf einem Baum in Sicherheit bringen!", antwortete ich und meinte dabei jedes Wort ernst. Wenn meine Schülerin noch in Sichtweite gewesen wäre, hätte ich Natter soviel Zeit gegeben wie sie brauchte... aber nun, konnte Blaupfote alles mögliche passieren. Sie konnte sie ja nicht mal gut verteidigen!

Tickende Zeitbombe war wohl doch noch untertrieben - Atombombe vorm Abwurf traf es dann vielleicht doch noch eher. "Für dich gilt das gleiche!", erwiderte ich und zuckte mit der Schwanzspitze. Ich musste in diesem Moment einsehen, dass wir hier nicht weiterkamen - in jeglicher Hinsicht. Würden wir es bis zur Grenze schaffen und sich ihr Zustand nicht bessern, würde ich sie vielleicht in den sicheren Tod schicken. Ich haderte mit mir selbst und seufzte dann. "Dann kommst du eben mit zum DonnerClan bis es dir wieder besser geht" Bei ihren Launen würde ich es zwar bestimmt bereuen, aber etwas anderes ließ sich mit meinen Gewissen nicht in Einklang bringen.

"Warum sollte ich diesbezüglich lügen?", stellte ich die Gegenfrage und blickte dann in die Richtung, in die meine Schülerin verschwunden war. Seufzend wandte ich mich wieder der Kätzin zu und meinte: "Ich werde dich nicht alleine hier lassen und wir müssen Blaupfote holen. Also werde ich wohl oder übel stützen müssen." Ich könnte sie bestimmt auch tragen, aber das schlug ich meiner eigenen Gesundheit zuliebe gar nicht erst fort. Aber langsam hatten wir hier wirklich genug Zeit verschwendet und Blaupfote war immer noch alleine unterwegs.

Dem SternenClan sei Dank! Stumm sendete ich ein Dankgebet gen Himmel und richtete dann meine Aufmerksamkeit auf die verletzte Streunerin. Ich beugte mich zu ihr hinab und drückte meinen Kopf behutsam unter den ihrigen, während ich versuchte meinen Körper richtig zu drehen. Sie sollte genügend Kraft haben sich mit meiner Hilfe hochzustemmen, da ich sie gleich darauf stützen würde.

(Wenn du willst, kannst du in deinem nächsten Post gerne so einen Satz wie: "Die olle Kastanie und ich, die reizbare Pflaume, folgten der Spur der bläulichen Schülerin" Sonst wird es mit dem Gebietswechsel dann vielleicht doch etwas kompliziert, wenn die eigentlich aufeinanderhängen und beim Ankommen kannst du das gerne genauso machen ^^)