Ich hatte erleichtert drein geblickt, als Glutschweif und auch Blaupfote mir nur wenige Pfoten später ins Lager folgten. Wir alle waren wohl recht erschöpft, doch die Jagd hatte sich gelohnt. Mit einem dankenden Schnurren sah ich Glutschweif nach, da warf ich etwas gegen mein Kinn. Ich schnurrte als ich Schlappjunges erkannte. Auch wenn er bei weitem sicher nicht mehr als Junges galt. Sanft leckte ich meinem Sohn über den Kopf. Hallo mein Kleiner. Na hast du Hunger? Wir haben einiges an Beute mit gebracht.

Ich nickte kräftig und sah dann von Schattenfell zum Frischbeutehaufen und wieder zurück. Ich wollte wissen ob er sich mit mir etwas teilen wollte, doch war mir nicht sicher ob ich das richtig rüber brachte.

Ich schnurrte weich, als ich Schlappjunges Blick sah und erhob mich dann langsam. Hast du jemals Igel gefressen? Sie sind schwer zu erlegen, haben aber schönes weiches Fleisch. Damit stubste ich Schlappjunges an und tapste dann betont langsam zum Beutehaufen, um den Igel aus diesem zu entnehmen und ein Stück vom Beutehaufe auf den Boden zu legen. Zum Glück hatte sich der Igel nicht mehr zusammen gerollt, so dass ich ihn auf den stachelbesetzten Rücken legen konnte. Abwartend sah ich dann zu Schlappjunges.

Ich schüttelte den Kopf, ich wusste ehrlich gesagt nicht einmal was ein Igel war. Ich tappste Schattenfell nach und betrachtete staunend das stachlige Tier, das er da auf den Boden legte. Fragend sah ich wieder zu meinem Vater. Wie fraß man den jetzt? Konnte man einfach reinbeißen oder war sein Innerstes auch mit Stacheln gefüllt?

Ich musste schmunzeln und biss dann sachte das weiche Fell am Bauch des Igels auf Keine Angst, von innen haben Igel keine Stacheln. Die haben sie nur am Rücken um sich gegen Feinde zu verteidigen. Ich zuckte mit der Nase. Die feinen Stichwunden bluteten zwar nicht mehr, waren aber wohl noch zu sehen. Der Bauch der Igel ist ganz weich und ihr Schwachpunkt. Diesen versuchen sie immer zu schützen indem sie sich zusammen rollen, so dass man sich an ihren Stacheln verletzt, wenn man zu voreilig ist. ich legte mich hin und wartete ab ob Schlappjunges einen Bissen zu sich nehmen würde.

Ooh, okay! Ich würde mir das gut merken, gestochen werden wollte ich nämlich nicht. Aufgeregt nahm ich einen Bissen aus dem Bauch des Igels und kaute darauf herum, es schmeckte wirklich sehr gut. Mmmh, lecker. Ich schleckte über mein Mäulchen und strahlte Schattenfell an.

Ich schnurrte zufrieden und nahm dann selber einen Bissen. Es gibt viele Beutetiere, deren Fleisch besonders gut schmeckt, nicht zuletzt weil es schwer ist sie zu erlgen. zwinkerte ich meinem Sohn dann zu. Aber ich bin mir sicher, dass dir dein zukünftiger Mentor dies bei bringen wird. Ich würde sicher keinen guten Mentor abgeben, da ich ja nichts hören konnte. Dennoch wollte ich soviel Wissen wie möglich weiter geben.

Ich bin schon so aufgeregt, ich will ganz bald ein Schüler werden! Ich hopste auf und ab und nahm dann selbst noch einen Bissen. Ich rannte sehr viel herum und mittlerweile hatte ich wirklich Hunger bekommen.

Oh, doch nicht gefressen. Mit nach hinten gedrehtem Ohr nahm ich Blaupfotes Stimme zur Kenntnis, während ich skeptisch den aufwachenden Kater beobachtete. Als er sie dann dazu aufforderte, den Bau zu betreten, erhob ich mich automatisch und trat von dem Flechtenvorhang weg. Dass ich dabei unweigerlich näher an Kastanienstern stand, war mir dabei relativ egal. "Also, was macht dein Husten?", fragte ich leise. Seine Stimme klang schon viel besser und das nervige Kratzen konnte man nicht mehr hören. Außerdem roch er auch wieder normal.

Ich nickte Kastanienstern nur müde zu und unterdrückte ein weiteres Gähnen. Für Unfreundlichkeiten oder ein Fauchen der Kätzin gegenüber war ich zu müde, trotzdem waren meine Ohren leicht nach hinten gedreht und ich beobachtete schweigend, wie die Beiden den Bau verließen. Ich war erleichtert, dass es dem Kater scheinbar wieder gut ging. Dieser Moment, als ich ihn hatte sterben sehen, war mehr als schockierend gewesen - genau wie sein darauffolgendes Aufwachen. Leicht schüttelte ich den Kopf und vertrieb die Erinnerung. Dieses Leben hier war anders und neu, und ich musste mich definitiv erst daran gewöhnen. Aber konnte ich das? Ich hatte viel, über das ich nachdenken musste, und es ging mir gegen den Strich, meine Zeit mit einem Haufen fremder Katzen zu verbringen, aber... Ich hatte das herumstreunen satt. Und ich konnte dieses Mäusehirn, das diesen Flohpelzhaufen unter sich hatte, gut leiden. Das sind gute Vorraussetzungen. Leise seufzend erhob ich mich wieder und wandte mich dem Nest zu, auf dem der Kater gelegen hatte. Gerade wollte ich mich hinlegen, da kräuselten sich mir bei dem Geruch die Schnurrhaare. Nächstes Mal sollte er seine Krankheit im Heilerbau ausschwitzen. Das Lager roch nach einer unangenehmen Mischung aus Kastanienstern und Krankheit - das Moos musste definitiv gewechselt werden, bevor sich da jemand noch ansteckte. Das würde ich aber sicher nicht machen, vor allem nicht jetzt. Stattdessen kratzte ich es einfach nur zusammen und schob es in eine Ecke, um mich in die Sandkuhle zu legen, in die das Moos gebettet worden war. Mit der Schwanzspitze über der Schnauze und Kastaniensterns Geruch in der Nase schlief ich schließlich ein.