Ich hörte allem zu und sah in den Himmel. Mutter..Vater... dachte ich. Dann sah ich Nebel an Du hast uns gesucht, fragte ich dann

Als die blaue Kätzin plötzlich aufgeregt wurde und meinte, dass sie die Clankatzen gesucht habe, legte ich den Kopf schief. Warum sollte man den Clan suchen? Sicher, eine Gemeinschaft in welcher die Nahrung gesichert war, wäre sicher angenehm. Doch was konnte jemand wie ich da schon mit einbringen. Ich verfiel wieder in Schweigen.

Ja antwortete ich. Mein Vater zog mich auf, er war eine Clankatze und erzählte uns oft von seiner alten Heimat... er brachte mir einige Bräuche bei.
Wie konnte ich das nur vergessen...

Mit wachsender Begeisterung hatte ich Eulenstern beobachtet und seine Bewegungen verfolgt. Als er sich jedoch mit einem wütenden Fauchen umdrehte, drückte ich mich automatisch flach auf den Boden und plüschte mein Fell auf - viel mehr als eine kleine, weiße Plüschkugel war ich allerdings nicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich die fremde Katze an und verblieb noch für eine Weile in meiner Haltung, während Eulenstern schon wieder munter umher sprang. Doch auch ich fand meine Entspannung wieder, empfand das laufende Gespräch als langweilig und nahm mich dem wohl interessantesten Objekt überhaupt an: Der Maus vor meinen Pfoten.
Kurz schnüffelte ich an ihr und stupste sie dann kurz an. Als meine Tatze den leblosen Körper berührte, sprang ich mit gesträubten Pelz auf und hüpfte ein bisschen fort, um mich gleich darauf wieder zu Boden fallen zu lassen. Ich reckte meine Nase etwas in die Richtung der Beute, nur um gleich darauf wieder loszuspringen, um dann um das Nagetier herumzuspringen. Wirklich trauen und die Maus anfassen tat ich mich allerdings nicht - vielleicht würde sie ja doch wieder loslaufen? Für mich war es ein Spielzeug - mit Essen konnte ich es nicht in Verbindung bringen, hatte ich doch immer nur Nahrung von meinen Hausleuten bekommen.

Meine Ohren waren gespitzt und ich sah allem neugierig zu. Erst jetzt viel das Junge richtig auf und ich schnupperte an ihr kurz ehe ich belustigt mauzte und alle weiter beobachtete. Die Graue war also eine halbe Clankatze.

Ich beobachtete das Junge im Hintergrund. Ein stechender Schmerz zog ich durch meinen Magen bis in mein Herz.
Konzentrier dich.
Er heißt Wirbelpelz. Aus welchem Clan er stammte hat er uns nie verraten, er sagte er will unsere objektive Sichtweise nicht beeinträchtigen. erzählte ich. Vater sagte immer das kein Clan grundsätzlich böse oder gut war... im Grunde waren sie alle gleich... ich konnte mich noch gut daran erinnern.

Als es in den Halmen raschelte sah ich hin und musste leicht schmunzeln, als ich sah, wie das Kätzchen mit der Beute spielte. Auch ich war zu Anfang so gewesen. Und das obwohl ich ja schon ausgewachsen gewesen war. Der alte Kater, welcher mir damals die ersten Jagdkenntnisse näher erläutert und mir meine erste Maus geschenkt hatte, hatte es hingegen nicht witzig gefunden und mir die Maus schließlich weg genommen und selber gefressen. Ich zögerte kurz, ehe ich mich erhob und vorsichtig zu der Maus trat, aufmerksam sah ich das Kätzchen an. Wenn man Hunger hat, sollte man nicht mit seinem Fressen spielen. Es klang einen Ton strenger als beabsichtigt.

Fokussiert auf die Maus - keine Augen für die Welt drum herum. Lebhaft sprang ich weiterhin um die bewegungslose Beute herum, hüpfte mal näher hin und gleich darauf wieder zurück. In meinem wilden Spiel bemerkte ich den hellen Kater natürlich viel zu spät. Erst im letzten Moment konnte ich meinen Schwung bremsen und knapp vor ihm zur Seite springen, wo ich dann im Staub liegen blieb. Überrascht starrte ich zu dem fremden Kater hinauf und ließ meinen Blick dann zögernd zu dem toten Nagetier wandern. "Aber... es ist doch ein Spielzeug?", murmelte ich fragend und legte den Kopf verwirrt schief. Die Maus sah immerhin fast genauso wie meine Spielzeuge aus, mit denen ich kürzlich noch gespielt hatte. Sie roch zwar deutlich besser, aber... "Wie soll man das denn essen können?"

Ich seufzte leicht und bemühte mich dann um einen fast schon liebevollen Ton. Es mag wie ein Spielzeug aussehen, doch gerade wenn man hier draußen lebt, ohne die Zweibeiner, sollte man sich bewusst machen, dass das Leben kein Spiel ist. Das Kätzchen triggerte eindeutig meinen Beschützerinstinkt, weshalb ich vorsichtig meine Nase in seine Richtung hielt, um zu prüfen ob es sich bei dem Herumspringen verletzt hatte. Doch zum Glück konnte ich kein Blut sehen oder riechen. Vorsichtig wand ich mich der Maus zu, und biss dieser sachte in die Seite, so dass ich sie ein wenig aufbeissen konnte. Jetzt versuch du es mal. Ermutigte ich das Kätzchen und ging ein Stück zurück, um zu zeigen dass ich keine Bedrohung war. Immerhin war mir der Blick des anderen Katers (Eulenstern) nicht entgangen.

Verwirrt von seinen Worten starrte ich zu meinen Pfoten - mein Leben war niemals etwas anderes, als ein tolles Spiel, gewesen. Die Welt hier draußen... war mir vollkommen unbekannt und verstehen tat ich sie schon gar nicht. Jedes Katzenjunges, welches außerhalb eines Zweibeinernests geboren worden war, wusste wahrscheinlich mehr als ich. Für mich, die zum ersten Mal außerhalb der schützenden Mauern war, stellte die Welt eine übergroße Spielfläche dar. "Ich verstehe das nicht", gab ich leise zu und hob meinen Blick wieder etwas an, sodass ich den hellen Kater wieder ansehen konnte. Dieser beschäftigte sich gerade mit der Maus und ich trat neugierig näher heran, meine anfängliche Verwirrung schon wieder begrabend. Bei seiner Ermutigung reckte ich meine Nase dem Beutestück wieder entgegen und schnupperte sorgsam daran. "Darf... ich das denn überhaupt essen, Eulenstern?", fragte ich und sah unsicher zu dem dunklem Kater hinüber. Schließlich war das seine Maus, auch wenn er sie mir vor die Pfoten gelegt hatte.

Einiges, ja. antwortete ich und hörte dann den anderen zu. Das Junge kannte es nicht anders... ich runzelte die Stirn. Wenn es hier draußen leben wollte, würde es bald Hunger kennen lernen.