Anscheinend half der Abstand doch nicht? Ein wenig enttäuscht, dass er meine Beute nicht annahm, legte ich den Kopf schief und sah ihm nach, wie er zwischen den Halmen verschwand. Also seufzte ich, schnappte mir die Maus und folgte ihm wieder. Eine ganze Weile lang trotteten wir einfach über das Feld, dann hatte Pech wohl eine für sich geeignete Stelle zum Schlafen gefunden. Gerade als er sich eingerollt hatte, erreichte ich ihn und legte die Maus einfach wieder neben ihm ab. "Die ist doch aber für dich", miaute ich leise und entfernte mich wieder etwas von dem schwarzen Kater. Eine Weile lang stand ich einfach nur da und betrachtete ihn. Und Mama hat gedacht, dass ich ihn nicht finden würde! Stolz reckte ich meinen Schwanz in die Höhe und sah hinauf zum Himmel, ehe ich mich auf machte, um eine weitere Maus zu fangen. Dieses Mal dauerte es länger, weil ich erschöpft war und meine Gedanken nicht sammeln konnte. Doch schlussendlich war ich erfolgreich und sprang mit ihr zurück zu Pech, um mich an seinen Rücken zu kuscheln, die Maus zu fressen und schließlich selbst die Augen zu schließen.
Fragend legte ich den Kopf auf die Seite, als er mich lobte, aber gleichzeitig total genervt klang. "Was ist denn ein Zweibeinerleckerli?", fragte ich neugierig und ignorierte sein Verhalten genauso weiter, wie bisher. Ich war einfach nur froh, ihn endlich wieder gefunden zu haben. Also schob ich ihm noch einmal die Maus entgegen und entfernte mich dann wieder zwei Schritte weit. Vielleicht half ja der Abstand ein wenig, um seine Laune zu bessern?
Mit hoch erhobenem Schwanz trug ich die erlegte Maus zurück zu der Stelle, an der ich Pech verlassen hatte. Doch der schwarze Kater war nicht mehr da, also nutzte ich meine Nase und folgte seiner Fährte. Rasch schob ich mich zwischen den Halmen hindurch und sprang sogar über einen kleinen Felsen, um meinen vermeintlichen Bruder wieder einzuholen. "Pech!", rief ich schon von fern. "Pech!", rief ich erneut mit der Maus im Maul, als ich ihn entdeckte und näher lief. "Ich hab eine erlegt!", berichtete ich stolz und tänzelte um den schwarzen Kater herum, damit er meine Beute bewundern konnte. Wieder vor ihm angekommen, legte sich die Maus vor seinen Pfoten ab und stupste sie mit der Nase näher zu ihm.
Bäh. Frech streckte ich Pech meine Zunge heraus und sah mich auf dem Feld um. Wenn er Hunger hatte, war er ganz schön zickig. Also würde ich erstmal etwas jagen. Sollte er ruhig schon vor gehen, meine Nase war fein genug, um ihn später wieder finden zu können. Mit hoch erhobenen Schwanz stolzierte ich schließlich davon und hüpfte über ein paar Büschel hinweg. Es dauerte eine Weile, bis ich die frische Fährte einer Maus fand. Sofort kauerte ich mich nah an den Boden und schlich leise weiter, bis ich ein Rascheln vernahm. Aufgeregt zuckten meine Ohren hin und her, während ich verharrte und darauf wartete, dass sich die Maus zeigte. Und tatsächlich lief sie in dem Moment um ein Grasbüschel herum, stellte sich auf die Hinterbeine und knabberte an irgendeinem Korn, das sie mit den Pfötchen festhielt. Jetzt, und schon schnellte ich nach vorne, fuhr meine Krallen aus und erwischte die Maus am Hintern, genau in dem Moment als sie wegspringen wollte. Nun purzelte sie etwas benommen über die Erde und ich setzte sofort hinterher, um sie mit den Vorderpfoten festzuhalten. Doch sie entwischte mir erneut. Fast zwei Katzenlängen verfolgte ich sie durch die Halme des Weizens, strauchelte einmal und hätte sie einmal fast verloren. Aber dann hatte ich Erfolg! Schwer landete ich mit meinen Pfoten auf der Maus und nagelte sie am Boden fest, ehe ich sie schnell tötete. Immerhin hatte Mama uns beigebracht, dass man nicht mit seiner Beute spielte.
"Oh", meinte ich nur und legte die Ohren an, als er mich anknurrte. "Ich dachte nur.. für den Moment würde es zumindest den Hunger stillen." Dass mein eigener Magen bereits seit einiger Zeit grummelte, behielt ich dabei für mich und wandte mich wieder den verschiedenen Fährten zu. "Was machen wir jetzt? Weiter der Spur folgen?" Fragend drehte ich mich wieder zu Pech um.
Als ich merkte, dass mir @Pech folgte, lief ich schweigend weiter und folgte der Fährte. Erst als sich andere Gerüche in die Spur mischten, blieb ich stehen. "Hier überlagert sich sein Geruch mit anderen Katzen..", miaute ich nachdenklich und lief mal nach rechts, dann nach links, ehe ich einen anderen Strauch beschnupperte. "Sie sind alle in dieselbe Richtung gegangen." Mein Blick blieb noch einen Moment auf dem Weg haften, den die Katzen gegangen waren, dann schaute ich wieder zu Pech. "Wieso fängst du dir eigentlich nicht einfach eine neue Maus?" Fragend sah ich zu dem schwarzen Kater auf. Es ist ja nicht so, als ob es hier keine gäbe.
Das war das erste Mal, dass er mich nicht genervt los werden wollte! Erfreut hüpfte ich in die Luft und schnellte voraus, um zu der letzten Stelle zurück zu kehren, wo ich die Fährte verlassen hatte. "Hier lang, Pech!", rief ich gut gelaunt und erhob mich auf meine Hinterläufe, um mich aufzurichten und den schwarzen Kater besser sehen zu können. "Los, los!", forderte ich ihn miauend auf und wandte mich wieder der Geruchsspur zu. Für mich war es ein Leichtes gewesen, die Spur zu finden und unter all den anderen Düfte ausfindig zu machen. Wobei es ja eigentlich zwei verschiedene waren.
Noch immer ahmte ich seinen Gang nach. Doch als ich feststellte, dass er sich zu weit entfernte, gab ich mein Vorhaben auf und hopste ihm schnell nach, um an seiner Seite weiter zu laufen. "Ja, schade um die Maus", miaute ich und legte peinlich berührt die Ohre an, als mein Magen sofort mit einem Grummeln reagierte. Vorsichtig schielte ich zu Pech hinauf und hoffte, dass er mein Hungergefühl nicht mitbekommen hatte. "Soll ich dich zurück zu deiner Fährte führen?", fragte ich stattdessen vermeintlich gut gelaunt.
Ich drehte meine Ohren zur Seite und stellte sie wieder auf, als Pech sich wieder in Bewegung setzte. "Meine Nase ist die Beste im ganzen Wald!", rief ich aus und setzte mich gleich wieder an Pech's Fersen. "Du folgst der Fährte eines Katers, der entweder eine Maus trägt oder einer folgt", erläuterte ich meine Beobachtungen und versuchte seinen Gang nachzuahmen.
"Stinktier", wiederholte ich und mein Blick blieb an dem schwarz-weißen Tier haften. Faszination und Interesse ließen mich langsam auf das leblose Ding zuschleichen. Vorsichtig streckte ich eine Pfote aus und versuchte nach dem buschigen Schwanz zu tatzen. Ein Windzug im fremden Fell und ich zuckte zusammen. Als es sich jedoch nicht weiter bewegte, pfotelte ich erneut nach dem Fell und bekam es mit den Krallen zu fassen. Neugierig streckte ich den Kopf vor und schnupperte an dem Büschel Fell. "Seltsam", miaute ich nachdenklich und schaute auf, als sich Pech entfernte. Sofort wandte ich den Kopf herum und zog meine Pfote wieder zu mir heran. "Ich weiß, wo deine Fährte lang führt", miaute ich stolz und lief mit hoch erhobenen Schwanz auf den schwarzen Kater zu. Neben ihm blieb ich wieder stehen und schaute den Weg zurück, den wir zuvor gekommen waren.
Es dauerte eine ganze Weile, ehe wieder Leben in meine Pfoten zurück kehrten. In einem weiten Bogen um das tote Stinktier herum tapste ich zu Pech und blieb neben ihm wieder stehen. Langsam streckte ich meinen Kopf vor und schnupperte an den Kratzern. "Tut es sehr weg?", miaute ich leise und sah zu ihm auf. Immer wieder wanderte mein Blick zu dem Stinktier. Die nagende Neugierde darüber, was das nun für ein Tier war, stand mir geradezu ins Gesicht geschrieben..
Ich hatte es ernsthaft versucht! Wirklich! Aber der Gestank biss mir so stark in die Nase, dass ich einfach nicht mehr halten konnte. Fell und Magensaft ergossen sich in das nächste Grasbüschel zwischen den Weizenhalmen. Doch der Geruch wurde einfach nicht besser. Dazu kam das Knurren, Fauchen und Reißen von Fleisch. Eigentlich sollte ich hin gehen und mir das angucken, lernen.. aber ich verspürte absolut keinen Bedarf. Als dann der zweite Spritzer knapp vor mir ins Gebüsch ging, fauchte ich erneut und sprang mit gesträubtem Fell von dannen. "Widerlich! Wiiiiiiiderliiiiich!", rief ich aus und landete mit dem Rücken zu Pech und dem toten Stinktier auf dem Kampfplatz. Ich fauchte noch einmal, ehe ich verstand, dass es leise geworden war und inne hielt. Meine Ohren drehten sich prüfend in jede Richtung, ehe ich mich genauso schnell umsah. Und tatsächlich. Da stand Pech über dem schwarz-weißen Vieh, hatte Kratzer und verwuscheltes Fell. Misstrauisch glitt mein Blick von ihm zu dem Krähenfraß, rührte mich ansonsten jedoch nicht.
Als Pech seinen Standort verließ, legte ich missmutig die Ohren an. Was macht er denn da? Wieso ließ er mich hier alleine und stellte alleine das unbekannte Tier? Ich plusterte mein Nackenfell wieder auf und schlich an den Platz, an dem Pech zuvor noch gestanden hatte. Gerade rechtzeitig, sodass ich noch mitbekam, wie Pech plötzlich auf ein schwarz-weißes Tier sprang. Als das Ding einen Strahl üblen Gestanks von sich spritzte - genau in die Richtung, in die mich Pech gewiesen hatte - fauchte ich auf, plüschte mein ganzes Fell und buckelte. "Ih gitt!", rief ich entsetzt aus, als der Gestank an meine empfindliche Nase vordrang und ich zu würgen begann. Instinktiv machte ich ein paar Schritte von dem Schauplatz und meinem vermeintlich sicheren Versteck weg.
Mein Kopf ruckte sofort zwischen meine Schultern, als mich Pech so scharf ansah. Ich biss mir auf die Zunge und jedes Vorhaben, an dem Kater vorbei zu stürmen, war vergessen. Genau beobachtete ich seine Bewegungen und stutzte kurz, als er mich wegschicken wollte. Will er mich nur wieder loswerden? Ich zögerte, vertraute dann jedoch eher auf seine Körpersprache als auf die Worte, die er mir zuvor an den Kopf geworfen hatte. Ich rieb noch einmal meine Nase an seiner Flanke, dann entfernte ich mich langsam und leise von Pech. Hinter die Halme, wie er angedeutet hatte, schlich ich, sah mich jedoch mehrfach nach ihm um. Neugierig musterte ich den Schatten, der ab und an vor Pech erschien. Was ist das?
Der Geruch war mittlerweile schon fast unerträglich und am liebsten wäre ich wieder umgedreht. Als Pech dann stehen blieb, holte ich zu ihm auf und blieb an seiner Flanke stehen. Die Anspannung, die der Kater zeigte, ließ mich stumm bleiben und mich enger an ihn drängen. Für einen Moment rieb ich meinen Kopf an seinem Hinterlauf, ehe die Neugierde siegte und ich ihn fragend mit der Nase anstupste. Was ist denn da jetzt? Ob ich einfach an ihm vorbei gehen sollte? Aber warum war er dann so angespannt?
Als mir Pech nicht folgte, blieb ich stehen und sah zu ihm zurück, doch da hatte ich bereits seinen Schwanz im Gesicht. Gerade wollte ich mich beschweren, da bemerkte ich seinen ernsten Gesichtsausdruck und hielt inne. Oh.. ooooh! Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, dass hier etwas nicht in Ordnung war. Ich immitierte seine Haltung, indem ich mich tief an den Boden drückte und krabbelte ihm dann langsam hinterher. Dabei achtete ich darauf, dass ich ab sofort immer hinter ihm blieb. Was stinkt bloß so sehr? Angewidert verzog ich meine Schnute und wollte Pech schon fast nicht mehr folgen.
War da vorn was? Aufmerksam drehten sich meine Ohren in alle Richtungen, als ich meinte einen dunklen Schatten zu sehen. Hat er auf mich gewartet? Ein Lächeln stahl sich auf meine Züge, ehe ich die Stelle aufsuchte, an der sich eben noch der Schatten befunden hatte. Prüfend schnupperte ich am Boden und an den Halmen um mich herum. Ja, Pech hatte tatsächlich auf mich gewartet. Freudig folgte ich weiter seinem Geruch und merkte auch schon bald, dass er sich immer weiter von dem Geruch entfernte, dem er eigentlich folgte. Dafür nahm ich etwas anderes wahr. Interessiert folgte ich dem Gestank, bis ich wieder neben Pech stand. "Was ist das?", fragte ich neugierig und ging zwei Schritte an ihm vorbei.
Mit der Nase am Boden folgte ich der Spur der Maus und hatte bald den Geruch eines Katers ausgemacht, der sich mit der Maus mischte. Je weiter ich Pech folgte, desto mehr kristalisierte sich dieser besonders hervor. Das muss der sein, dem Pech folgt, schlussfolgerte ich und ließ den Schwarzen für einen Moment aus den Augen. "Ich glaub, ich hab ihn...", wollte ich stolz berichten, aber da war er auch schon weg. Nur der Weizen wackelte noch dort, wo Pech eben noch gewesen war. Ich pustete aus und schüttelte den Kopf. Glaubte er wirklich, dass er mich nun los werden würde? Ich ließ von dem Geruch ab und folgte stattdessen dem Geruch von Pech. Dabei fiel mir das erste Mal auf, dass er anders war, als der meines Bruders. Nicht viel, nur eine Note. Aber der Duft unterschied sich definitiv. Das liegt bestimmt daran, dass er schon so lange ohne mich ist, suchte ich Ausflüchte und folgte ihm.
Ich legte mein Nackenfell wieder an, obwohl ich fand, dass mir der breitere Kragen besonders gut stand. Dann seh ich aus wie ein Löwe! Zumindest dachte ich das.. Pech hatte mich immer ausgelacht. Die Reaktion von diesem Pech war zwar nicht dieselbe, aber dicht dran! "Nein, wirst du nicht", miaute ich ganz leise und stellte mich neben ihn, um zu schnuppern. Es roch ein wenig nach Maus und - wie könnte es anders sein - anderen Katzen. "Ich helfe dir.. Mir passiert schon nichts, ich hab noch Welpenbonus!", behauptete ich und lief ihm dann aufgeregt hinterher.
Sichtlich entspannte ich mich, als er seine aggressive Haltung aufgab, rührte mich jedoch nicht vom Fleck. "Die machen sich keine Sorgen um mich", miaute ich leise und war völlig überzeugt von meinen Worten, obwohl es meinem Herzen einen kleinen Stich versetzte. "Und klein bin ich auch nicht. Ich bin fast ausgewachsen!" Ernst sah ich Pech an und mein Nackenfell plusterte sich etwas auf. Dass mein Körper einfach nicht so groß werden wollte, wie der von Pech, war nicht meine Schuld! "Was suchst du eigentlich?"