Mit einem Lächeln sah ich zu, wie Little sich auf den Brei stürzte, und zerkaute noch ein wenig mehr. Die ganze Maus würde sie so wohl nicht schaffen, aber zumindest etwas. Den Rest würde ich selber auffressen.

Irgendwann war ich satt. Satt und sehr, sehr müde. So müde, dass ich mich einfach hinlegte und mit geschlossenen Augen prompt einschlief und mit dem Gesichtschen im restlichen Fleischbrei landete.

Ich musste ein lautes Lachen unterdrücken, als Little mit der Schnauze im übriggebliebenen Brei landete, und schnurrte stattdessen leise. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, hob ich sie am Nackenfell hoch und legte sie wieder zwischen die Wurzeln, dann putzte ich ihr Gesicht sanft. Schließlich widmete ich meine Aufmerksamkeit dem Rest der Maus und schlang sie in wenigen Bissen hinunter. Leider reichte das noch nicht, um meinen Hunger zu stillen - ich musste wohl oder übel noch einmal jagen gehen. Aber ich würde mich wieder nicht weit von Little entfernen. Mit einem sichernden Blick zu ihr, ob sie auch wirklich gut verborgen war, drehte ich mich um und schnüffelte unter den Blättern nach Spuren von Beute.

Meine Pfoten zuckten, während ich schlief. Ich merkte nicht, wie ich angehoben und getragen wurde, zu tief war mein Schlaf. Jedoch träumte ich nicht besonders gut. Wieder träumte ich von der Box, von den glatten Wänden. Zwischendurch entfuhr mir dabei ein ängstliches maunzen und meine Krallen fuhren aus und wieder ein, so als würde ich versuchen an etwas hoch zu klettern.

Mit aufgerichteten Ohren verfolgte ich eine Kaninchenspur und hatte es gerade erlegt, als ich ein ängstliches Maunzen hörte. Das klang wie Little! Sofort ließ ich das tote Kaninchen fallen und wandte alamiert den Kopf nach hinten, in der Erwartung eines Feindes, der das Kätzchen gepackt hielt. Allerdings konnte ich nichts dergleichen riechen, und nachdem ich einige Schritte näher geschlichen war, sah ich Little, wie sie sich offenbar im Traum hin- und herwälzte. Beruhigt nahm ich meine Beute wieder auf und ließ sie dann neben den Wurzeln liegen, um die Kleine sanft schnurrend zu beruhigen. Ich leckte ihr über den Kopf, darauf hoffend, dass sie dem Alptraum so entkommen konnte.

Noch einige Male zuckten meine Pfötchen, ehe das Abgeleckt werden meines Kopfes mich tatsächlich beruhigte. Zumindest wälzte ich mich nicht mehr hin und her. Müde und irritiert öffnete ich die Augen nur leicht, konnte nur verschwommen Lillie wahrnehmen. Ich gab einen kurzen Maunzer von mir, ehe ich mich auf den Bauch drehte und die Augen etwas mehr öffnete. Ich machte noch immer einen verschreckten Eindruck - insbesondere da mein Nackenfell sich aufgestellt hatte. Wo..die anderen? Murmelte ich noch immer sehr verschlafen. Ich begriff einfach nicht, wo die anderen Kätzchen und diese andere große Katze waren.

Ich verstärkte mein Schnurren, als Little langsam die Augen aufschlug. Beruhigend bürstete ich weiter ihr Fell. "Die Anderen sind in Sicherheit", schnurrte ich. "Genau wie du, meine Kleine. Ich passe auf dich auf".

Ich legte den Kopf etwas schief Bist du..meine..Mama? Ich war noch immer sehr verschlafen und zog schließlich meinen Kopf weg, da es langsam doch etwas seltsam war, die ganze Zeit abgeschleckt zu werden. Immerhin hatten die anderen Kätzchen immer gesagt, dass die große Katze eine Mama sei. Aber nicht wessen.

Ich hörte auf zu lecken, als Little ihren Kopf leicht wegzog, und schaute sie an. "Nein, bin ich nicht... Aber ich kann es werden, wenn du möchtest", schnurrte ich.

Jetzt war ich erstrecht verwirrt. Sie war doch auch eine große Katze und hatte mir Futter gegeben - so wie die andere große Katze es getan hatte. Aber warum war sie dann nicht meine Mama? Ich verstand das nicht. Man sah meine Verwirrung meinem Blick deutlich an Ich..weiß nicht..vielleicht? Ich gähnte einmal herzhaft und sah dann zu dem komischen Ding (das Kaninchen) und stand, noch etwas unbeholfen da ich ja grade erst wach wurde, auf und tapste zu dem komischen Ding. ich schnupperte an dem Kaninchen und sah Lillie fragend an. Was...ist das?

Ich bemerkte die Verwirrung in ihrem Blick und lächelte sanft. "Eine Mama ist etwas ganz Besonderes. Sie kümmert sich um dich und sorgt für dein Wohl, hält dich warm und schenkt dir ganz viel Liebe. Ich wäre gern deine Mama, Little", schnurrte ich, dann beantwortete ich ihre zweite Frage. Ich stupste die Beute mit der Pfote an. "Das nennt man Kaninchen. Das ist auch etwas zum Fressen, so wie du vorhin die Maus gegessen hast."
Mit diesen Worten senkte ich den Kopf und biss hinein, dann schaute ich sie wieder an. "Möchtest du noch etwas essen?"

Ich hörte Lillie mit schief gelegtem Köpfchen und gespitzen Ohren zu. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass die große Katze, welche uns in der Box ab und zu besucht hatte sich wie eine Mutter verhalten hatte. Sie hatte nur dafür gesorgt, dass wir nicht hungrig blieben, bis sie irgendwann nicht mehr gekommen war. Dass..okay..dann bist du meine Mama..denn du kümmerst dich um mich. Ich stubste das Kaninchen mit einer Pfote an und nickte dann. Ich hatte wieder etwas Hunger. Was wohl auch daran lag, dass die anderen Kätzchen das Trockenfutter fast völlig verzerrt hatten.

Lächelnd machte ich mich daran, ein wenig von dem Kaninchenfleisch zu zerkauen, und schob es Little mit der Pfote zu. Dann nahm ich einen Happen für mich selber, und so wechselte ich mich zwischen fressen und füttern ab und schnurrte dabei sanft.

Ich fraß soviel, wie in meinen kleinen Bauch hinein ging, ehe ich mich gesättigt auf die Seite legte. Wenn auch nur für einen kurzen Moment. Schon bald zog ein bunter Falter meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich duckte mich und schlich neugierig immer näher. Verspielt sprang ich schließlich nach dem Falter, welcher mir jedoch entwischte. Ich sah dem bunten Ding nach und versuchte dann auf einen Baumstumpf zu klettern, auf welchem der Falter gelandet war.

Schnurrend beobachtete ich, wie sich Little auf einen Falter stürzte, und mein Schweif zuckte unternehmungslustig, nachdem ich den Rest des Kaninchens aufgefressen hatte. Ich duckte mich, ähnlich wie die Kleine, und fixierte den Falter mit meinen grünen Augen. Dann schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht, als mir etwas Besseres einfiel. Mit eingezogenen Krallen stupste ich sachte den Schwanz von Little an, als sie gerade dazu ansetzte, auf einen Baumstumpf zu klettern. Ich wollte sie ja nicht erschrecken. "Hey, Little", miaute ich. "Ich will dir was tolles zeigen!"