LittleOne:

Nachdem Mama mich befreit und gereinigt hatte, merkte ich dass Papa einfach aus dem Bau ging. Hatte ich etwa etwas falsch gemacht? Ich ließ die Öhrchen hängen und begann am ganzen Körper zu zittern. Nicht allein..lass mich nicht allein! Mein Herz begann zu rasen - wieder spürte ich diese Panik in mir aufsteigen, welche ich in diesem dunklen Loch gespürt hatte.. Nicht..alleine..lassen.. Meine Stimme war schwach, zittrig.

Mein Kopf fuhr hoch, als Jay ohne ein Wort und mit angelegten Ohren den Bau verließ, und ich starrte ihm verletzt nach. Dann ließ ich den Schweif hängen und legte meinen weichen Körper um LittleOne, die angefangen hatte zu klagen, sobald er verschwunden war. Ich leckte ihr weiterhin beruhigend über den Kopf, doch ich war nicht bei der Sache - Jays Verhalten betrübte mich. Ob ich ihm hinterher gehen sollte? Aber was konnte ich schon sagen? Und außerdem konnte ich meine Kleine nicht einfach hierlassen. Ich müsste sie schon mit raus nehmen, aber das wollte ich nicht - hier drin war sie sicher. Schließlich ließ ich den Kopf auf die Pfoten sinken und starrte auf den Eingang zur Kinderstube.

LittleOne:

Obwohl Mama sich um mich schmiegte blieb die Panik. Ich sah in meinem Kopf Erinnerungsfetzen. Erinnerungen an das Gesicht meiner leiblichen Mutter. Und Erinnerungsfetzen an eine andere große Katze, welche ab und an ihren Kopf über die Kante von diesem dunklen Ort geschoben und beruhigend auf mich und die anderen eingeredet hatte. Papa..geh nicht weg..Papa.. Ich zitterte immer stärker, ehe ich einfach aus Mamas Umarmung heraus sprang und losrannte, so schnell meine Pfötchen mich trugen. Papaa! Papa lass mich nicht allein! Geh nicht weg! Papa! Mein Maunzen war schrill und voller Panik. Blind vor Angst stolperte ich über die eigenen Pfoten und überschlug mich. Wild maunzend versuchte ich mich aufzurappeln. Papa..

Ich hatte mich in die Nähe des Ausgangs gesetzt und starrte ausdruckslos durch das Gestrüpp, wo irgendwelche Schatten wieder vor meiner Nase herum tanzten. Ein paar Mal blinzelte ich und rieb mir über die Stirn, bevor ich wieder die Fassung bekam. Warum war ich hier? Das Ganze ging mich doch gar nichts an, ich war nicht LittleOne's Vater und auch nicht Graslilie's Junges. Eine kurze Erinnerung meiner eigenen Mutter blitzte kurz in mir auf und ich bohrte hasserfüllt meine Krallen in die Erde. Verräterin, Scheinheiliges Krähenfraß... Ich schüttelte heftig den Kopf. Nicht jetzt...Nicht jetzt... Ein Jaulen riss mich wieder in die Realität zurück und ich fuhr mit aufgeplusterten Pelz zu LittleOne herum. "Little...", maunzte ich geschockt von ihrer Reaktion und ich trappte zu ihr, schnupperte an dem Kätzchen und stupste sie mit der Nase an, bevor ich meinen buschigen Schweif um sie legte. "Nein, ich gehe nicht fort, versprochen! Ich bin da...", versuchte ich sie dann zu beruhigen. Ich durfte nicht weggehen...

Ich sprang auf die Pfoten, als Little sich aus meiner Umarmung wand und wenige Schritte lief, bis sie umkippte. Ich eilte hinterher, blieb aber abrupt stehen, als ich Jay sah, der seinen bauschigen Schweif um die Kleine gelegt hatte. Mein aufgestelltes Fell legte sich wieder an und meine Ohren senkten sich genauso wie mein Schweif. Stumm schaute ich die beiden eine Weile an, ehe ich mich rückwärts kriechend wieder in den Bau verzog, die Augen traurig auf den Boden gerichtet. Dort angekommen, ließ ich mich nieder und legte - wie zuvor auch schon - den Kopf auf die Pfoten und den Blick aus meinen grünen Augen ins Nichts gehen ließ.

Ich drückte mich einen Moment in Jays Schweif. Du darfst Mama und mich nicht allein lassen Papa..Mama und ich haben dich doch lieb! Ich stützte mich mit den Vorderpfötchen an Jays Brust ab und reckte meinen Kopf nach oben, soweit ich kam und leckte Jay leicht über das Wangenfell. Für mich war klar, dass Lilie meine Mama und Jay mein Papa ist. Immerhin waren die beiden großen Katzen in meiner Erinnerung nur Schatten. Wer sonst sollten also die Katzen in meinen Erinnerungen sein? Ich kletterte - noch immer zitternd - aus der Umarmung von Jays Schweif heraus und sah ihn dann über die Schulter hinweg an, ehe ich langsam wieder Richtung Kinderstube tapste. Dabei vergewisserte ich mich dass Jay da blieb, ehe ich mit der Schweifspitze schnippte, als Zeichen dass Jay mitkommen soll. Dabei warf ich ihm einen flehenden Blick zu.

Ich wirkte für einen Moment wie eine Salzsäule, als Little zu sprechen begann und ich legte wieder die Ohren an. Sei nicht wie sie., sprach meine eigene Stimme in meinem Kopf und ich warf LittleOne einen traurigen Blick zu. "Ich verstehe...", murmelte ich leise, mehr zu mir selbst und folgte mit meinem Blick den kleinen Körper der jungen Kätzin wie sie zum Bau zurück tappte. Erst regte ich mich nicht, doch als Little mir schließlich diesen Blick zuwarf, stand ich langsam auf und folgte ihr. Im Bau angekommen warf ich einen Blick zu Graslilie, dann einen zu Boden.

Ich war so in trübe Gedanken versunken, dass ich die Rückkehr von Little und Jay Anfangs gar nicht richtig wahrnahm. Mein sonst immer gepflegtes, langes Fell war vollkommen durcheinander durch meinen Rückwärtsgang. Erst nach einigen Sekunden blinzelte ich und warf Jay dann einen traurigen Blick zu. Er sah aus, als würde er sich kein bisschen wohl fühlen, und ich legte die Ohren an. Das ist meine Schuld... dachte ich betrübt. "Jay... Es tut mir leid", miaute ich leise und mit gebührendem Abstand zu ihm. Die Nähe, die ich von anderen Katzen gewohnt war, schien er bei mir nicht zu mögen.

Ich trat zu Mama, welche traurig aussah. Ob das meine Schuld war? Es hatte immerhin so ausgesehen als ob Papa meinetwegen weg gerannt war. Verunsichert blieb ich stehen und kauerte mich hin, meine Ohren drückten sich an den Kopf, während ich wieder stärker zu zittern begann. Ob die beiden fort gehen würden? Ich wollte nicht allein sein! Mama..Papa.. ein klägliches Maunzen entfuhr mir, während ich zwischen Lilie und Jay hin und her sah. Warum nur sahen die beiden so unglücklich aus? Was hatte ich getan?

Ein paar Sekunden sagte ich nichts, dann aber gab ich mit hängenden Ohren eine langsame Erklärung ab:"Nein mir tut es Leid. Ich bin das Ganze... einfach nicht gewohnt. Diese Art von Nähe gab es bei mir nicht und wenn, dann war es meist bedeutungslos. Vielleicht hätte ich dir das gleich mitteilen sollen." Inzwischen hatte ich wieder aufgeblickt und starrte Graslilie mit leeren Augen an. Ich bemerkte LittleOne's Anspannung und rückte etwas näher zu ihr, warf ihr dabei einen sanften Blick zu. "Wir werden nicht weggehen...", versicherte ich ihr noch einmal. Somit gab es für mich kein Zurück mehr.

Ich zuckte mit den Ohren und schaute Jay an. "Vermutlich hätte ich merken sollen, dass du Nähe nicht so magst... Gib dir keine Schuld. Manchmal übertreibe ich es einfach ein bisschen", miaute ich leise und stand auf. Ich trabte zu Little hinüber und drückte meine Nase in ihr Fell, während ich beruhigend schnurrte. Dann schaute ich Jay noch einmal fragend an und legte leicht den Kopf schief. "Macht es dir wirklich nichts aus, bei Little und mir zu bleiben? Du siehst... Zweifelnd aus." Meine Stimme klang leise und freundlich, ich wollte ihn nicht wieder bedrängen.

"Wie gesagt. Ich bin die neue Situation noch nicht gewohnt. Gib mir bitte die Zeit, mich einzufinden, ich werde nicht mehr gehen.", maunzte ich und warf einen Blick zu Little. "Sie wird nicht das Selbe durchstehen wie ich..." Meine Vorderpfote wischte sich einmal über mein vernarbtes Ohr, dann schüttelte ich den Kopf und blickte Graslilie wieder an. "Entschuldige nochmal mein merkwürdiges Verhalten."

Ich behielt meine Ohren angelegt, während Mama und Papa miteinander sprachen. Ich verstand nicht genau worum es ging, nur dass beide bedrückt waren. Und das wollte ich nicht. Ich drückte mich kurz an Mama, ehe ich kurzerhand versuchte auf Jay zu klettern, plumpste aber immer wieder herunter.

Ich schaute ihn kurz fragend an, als er scheinbar etwas aus seiner Vergangenheit ansprach, doch ich fragte nicht nach. Ich blinzelte ihn warm an. "Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst", schnurrte ich. "Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen. Immerhin bin ich ja auch nicht ganz normal, da stört mich sowas nicht." Ich klang bei den letzten Worten leicht belustigt, um die Stimmung etwas aufzulockern. Ich leckte kurz LittleOne über den Kopf, als sie sich an mich drückte, dann beobachtete ich, wie sie versuchte, auf Jays Rücken zu klettern.

Moospfote
Da mir Langsam langweilig wurde begann ich meine Mentorin zu suchen aber als ich sie nicht finden konnte schlich ich aus dem Lager Dann mach ich halt selber eine erkundungstour

>>>Die kleinen Tunnel