Zuerst schien es auch hier ruhig. Die Hochkiefern lagen verlassen dar.
Doch als ich mich der Grenze näherte, trug mir der Wind einen fremden Geruch zu - Wer auch immer diese Katze war, stammte nicht aus einem Clan. "Blaupfote", rief ich meine Schülerin leise zu mir und zuckte angespannt mit meinen Ohren. Langsam näherte ich mich der Grenze und schließlich entdeckte ich den jungen Kater. "Was führt dich in unser Gebiet?", fragte ich scharf. Er mochte keine Gefahr sein, doch ich war vorsichtig. Mein Clan stand an erster Stelle und dieser Kater konnte eine Bedrohung für ihn darstellen. "Du befindest dich auf dem Territorium des DonnerClan!" Wachsam beäugte ich den Fremden.

Ich blieb dicht bei Kastanienstern als dieser mich rief und blickte den Eindringling mit angelegten Ohren und leicht gebleckten Zähnen an.

Der junge Kater wirkte erschrocken und klang schuldbewusst. Die Grenzüberschreitung war also mit aller Wahrscheinlichkeit wirklich ein Versehen.
Mit dazu kam, dass die Grenzmarkierungen zwar erkannbar, aber schwach und alt waren. Ich konnte ihm also nicht die komplette Schuld in die Schuhe schieben - Eine abgelenkte oder auch einfach nur aufgeregte Katze könnte die schalen Markierungen mit Leichtigkeit nicht wahrnehmen. "Ich bin Kastanienstern und das...", stellte ich mir vor und schnippte schließlich zur blaugrauen Kätzin hinüber, "... ist meine Schülerin Blaupfote" Inzwischen war ich deutlich entspannter, beobachtete den Fremden aber trotzdem wachsam. Ich wollte keine Überraschung erleben. "Warum bist du alleine unterwegs?", fragte ich ihn schließlich. Er war vermutlich etwas jünger wie meine Schülerin und ich fragte mich, was ihn hierher führte.

Ich war Misstrauisch und stellte mich nun neben Kastanienstern aufrecht hin, spannte jedoch meine Muskeln nicht an, da Kastanienstern auch ruhig blieb. „Nun es leben vier Clans hier in dieser Gegend, du solltest nicht so leichtsinnig sein, einige andere Katzen hätten dich sofort verjagt, weil du ihr Territorium betreten hast.”, warnte ich den Kater. Ich überlegte ob ich noch was sagen sollte lies es aber bleiben.

Natürlich. Wie sollte es auch anders sein?
Der Kater war jung und neugierig. Wahrscheinlich suchte er nach einem Abenteuer. "Du befindest dich auf dem Territorium des DonnerClan", wiederholte ich nochmals - eindringlich und ernst, "Dies sind unsere Jagdgebiete und wir können keinen Streuner hinter unseren Grenzen dulden." Seine Präsenz war eine Gefahr. Auf kurz oder lang würde er meinem Clan die Beute stehlen - Sei es weil er etwas fing oder sie durch einen ungeschickten Jagdversuch vertrieb. "Du musst unser Territorium verlassen. Die Beute ist knapp und wir können unser Territorium nicht teilen" Ich versuchte ihm die Lage zu erklären und wollte den Kater nur ungern mit meinen Krallen vertreiben müssen.
Ich wartete, ob er etwas sagen oder vielleicht fragen wollte. Sicherlich würde er aber dennoch bald zu seinem zu Hause zurückkehren - Diesem Bauernhof, von dem er gesprochen hatte. Ich zog nicht in Erwägung, dass er sich dem Clan vielleicht anschließen wollen würde. Warum sollte man eine sichere Heimat und vielleicht auch seine Familie einfach so aufgeben?

Ich beobachtete den Kater weiterhin ruhig und überließ Kastanienstern das reden.

Erik wandte sich zum Gehen, als seine Neugier schließlich doch gewann. "Ein Clan ist eine Gruppe von Katzen. Wir helfen einander und teilen die Beute. Es ist wie eine große Familie, die nach festen Regeln lebt - Dem Gesetz der Krieger.", beantwortete ich seine Frage und zuckte leicht mit meiner Schwanzspitze, "In dieser Gegend leben noch drei weitere Clans. Der WindClan hat sein Territorium auf dem Hochland, der SchattenClan lebt jenseits des Donnerwegs und der FlussClan hat sein Zuhause auf der anderen Flussseite. Sie leben ebenfalls nach dem Gesetz der Krieger."

Ich nickte Erik und Kastanienstern zu als mir ein neuer Geruch in die Nase stieg. Katze! Ich trabte etwas von den beiden entfernt rüber und sah eine feuerrote Katze (Flamme) die sich auf unsere Grenze zubewegte. „Bleib stehen! Du übertrittst die DonnerClan Grenze!”, rief ich der Katze zu und trabte mit schnellen langen Schritte zu ihr rüber.

Aus dem Augenwinkel erspähte ich eine fremde Katze mit flammendem Fell. Sie näherte sich langsam und eher vorsichtig, als wäre sie sehr unsicher, unserer Grenze. Auch Blaupfote entdeckte sie. Meine Schülerin lief augenblicklich in ihre Richtung und sprach sie an - Hieß sie an stehen zu bleiben und unser Territorium nicht zu betreten. Ich vertraute der blaugrauen Kätzin genug - Sie hatte immerhin viel gelernt und würde bald Krieger werden - und überließ ihr diese Situation. Sicherlich würde sie die richtigen Entscheidungen treffen und notfalls konnte sich Blaupfote selbst verteidigen. Bei einem Angriff würde ich ihr aber selbstverständlich zu Hilfe eilen.
"Wenn dies wirklich dein Wunsch ist und du dir bewusst bist, dass du dein altes Leben aufgeben musst, kannst du uns zum DonnerClan begleiten.", antwortete ich Erik und richtete meine Aufmerksamkeit auf den jüngeren Kater zurück. Blaupfote würde sicherlich alleine zurecht kommen. "Es ist kein einfaches Leben und es wird dir einiges abverlangen. Aber du wirst frei und niemals alleine sein - Der Clan steht hinter dir, solange du ihm treu bist" Ich war tatsächlich überrascht, dass Erik scheinbar darüber nachdachte mitzukommen. "Du kannst dich dem DonnerClan anschließen. Du wirst als Schüler aufgenommen und von einem Mentor alles lernen, was du wissen musst. Das Gesetz der Krieger und wie man jagt oder sich verteidigt." Abwartend betrachtete ich den Kater.