Nachdem ich bei Honigpfote angekommen war, nahm sie mir die Kräuter ab, während ihr warmer Atem meine Wange streifte und ihre Schnurrhaare mich kitzelten. Mein Pelz fing leicht an zu kribbeln, doch ich schnippte mit dem Schwanz und versuchte, das Gefühl zu vertreiben. Das war viel zu verrückt, ich kannte diese Kätzin doch kaum! Bevor ich noch etwas anderes tun oder sagen konnte, war ich auch schon aufgesprungen und trabte ein paar Schritte weiter. "Ich hole noch schnell den Ast und die Spinnenweben - ich bin gleich zurück!" rief ich über die Schulter, wobei meine Stimme aufgekratzter klang als ich sie je gehört hatte. Ich zuckte kurz mit dem Ohr und lief dann eilig los. Etwas entfernt und verborgen in den Schatten entdeckte ich schließlich einen geeigneten Ast - doch trotz meines Vorhabens, beides zusammen zu holen, kehrte ich nur mit dem Stock zurück. Ich redete mich damit heraus, dass es schwer sein würde, beides gleichzeitig zu tragen und wiederholte diese Worte so lange in meinem Kopf, bis ich selbst davon überzeugt war.

Ich bemerkte diese Nähe nicht mal wirklich - ich hatte einfach nicht so ein Gespür für sowas und bis jetzt hatte es mich auch nicht groß gescherrt. Als ich die Kräuter aufgenommen hatte, hatte ich schon mal angefangen, einen Breiumschlag zu machen, als er mir verkündete, dass er noch die Spinnweben und den Ast holen würde. ,,Okey. Ich renne immer noch nicht zurück", schnurrte ich belustigt und widmete mich dann wieder zu meiner Pfote. Dann wartete ich, als ich mit meinem Breiumschlag fertig bin, wieder auf Pech und meine Lunte zuckte aufgeregt hin und her. Ich sah nur den Ast bei ihm und legte den Kopf schief. ,,Hast du keine Spinnenweben gefunden...? Vielleicht sollten wir woanders hin gehen... Der Ort ist nicht gerade super für Spinnweben suchen", miaute ich dann. Spinnweben suchte ich wenn immer an anderen Orten, anstatt hier, daher nahm ich auch an, dass es hier keine geben würde.

Ich schaute sie leicht mit der Stirn runzelnd an. "Kannst du mit einer gebrochenen Pfote überhaupt laufen? Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist... Ich werd bestimmt noch welche finden", miaute ich zweifelnd. Es würde ihrer Pfote bestimmt nicht besser gehen, wenn sie jetzt anfing, herum zu laufen. Andererseits war es wirklich ziemlich unwahrscheinlich, hier Spinnenweben zu finden. Ich war hin- und hergerissen.

Meine Ohren drehten sich leicht in alle Richtungen. ,,Doch, würde schon gehen... nur würde ich nicht so schnell sein... müsste wohl eher auf 3 Pfoten hüpfen", miaute ich dann und sah kurz Pech an. ,,Wenn du wirklich meinst, dass du welche findest, dann kannst du ruhig noch weiter suchen", fügte ich hinzu und wartete auf seine Reaktion.

Ich zuckte unsicher mit dem Schweif. "Vielleicht, wenn ich-" - dich stützen würde. Ich hielt inne und beendete den Satz nur in Gedanken mit leicht nervös zuckenden Ohren. "Ich... Sollte besser einfach noch weitersuchen", beeilte ich mich zu sagen und floh schon fast in das Unterholz, ließ mich von den Schatten umfangen und stieß den Atem aus. Was ist bloß los mit mir? dachte ich und schüttelte mehrmals den Kopf, um ihn wieder frei zu bekommen. Ein solches Verhalten war untypisch für mich - allerdings hatte ich mich auch schon seit Ewigkeiten nicht mehr länger mit einer Katze unterhalten. Daran musste es liegen. Mit dieser Erkenntnis zufrieden tappte ich durch das dichte Geäst und spürte angewidert, wie meine Pfoten jedes Mal leicht einsanken, sobald ich auftrat. Dieser nasse Ort war nichts für mich. Suchend schaute ich mich um, lugte in jede Ritze und in jede Spalte im Baum. Allerdings musste ich nach einer ganzen Weile resigniert feststellen, dass hier nichts zu finden war. Die Bäume waren von Flechten überhangen und Moos zog sich um ihre Rinde, aber bis auf einige Käfer hatten auch meine Pfoten in den Ritzen nichts finden können. Ich senkte enttäuscht den Schweif und trabte zurück.

Meine Ohren zuckten leicht, als er anfing zu reden, aber aufhörte. Ich sah ihn leicht fragend an. ,,Okey was...", gerade wollte ich fragen, was er davor sagen wollte, doch davor war er schon verschwunden. Meine Lunte zuckte leicht verwirrt und ich fragte mich, was mit ihm war. Warum er so war und vorallem, warum dauerte das so lange?

Als ich Honigpfote wieder erreichte, seufzte ich. Mir war die Enttäuschung deutlich ins Gesicht geschrieben, doch ansonsten verhielt ich mich wieder so wie man es von mir gewohnt war - hoffte ich zumindest. "Ich konnte leider nichts finden", miaute ich. Ich musste sie mit meinem plötzlichen Abgang verwirrt haben, aber darüber wollte ich jetzt nicht reden, und so versuchte ich das Thema zu wechseln. "Was machen wir jetzt, Honigpfote?" Verdammt, sogar ihren Namen normal auszusprechen fiel mir schwer. Das war doch nicht mehr normal. Verärgert über mich selbst zuckte ich mit dem Ohr und beobachtete sie mit schiefgelegtem Kopf.

Kaum das er in Hörreichweite war, begann mein Magen zu knurren. Ich hoffte ja, dass hatte er nicht gehört, dass war irgendwie peinlich. Das hier dauerte auch länger, als ich beabsicht hatte. Im normalfall wäre ich schon längst im Lager zurück gewesen und hätte mir was vom Frischbeutehaufen nehmen können. ,,Müssen wir woanders hin und die Spinnweben besorgen", miaute ich dann und lächelte leicht. Es war nicht seine Schuld, dass er nichts fand. Dieses Gebiet war eben viel zu nass, so dass sich hier Spinnweben ansammeln würde oder gar Spinnen. Diese wären wahrscheinlich sofort Froschfutter.

"In Ordnung", miaute ich und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Der Hunger, den ich vorhin noch gehabt hatte, kehrte mit einem Schlag zurück, nachdem ich ihren Magen hatte knurren hören. Ich fühlte mich, als hätte ich seit Monden nichts mehr gefressen. "Soll ich uns auf dem Weg etwas Beute besorgen?" schlug ich locker vor, dann musterte ich sie wieder leicht unbehaglich. "Schaffst du das mit deiner Pfote wirklich? Nicht, dass es schlimmer wird. Wo willst du überhaupt nach Spinnweben suchen?" fragte ich und geriet unwillkürlich ins Plappern, als ich Themen anschnitt, die mir Unangenehm waren - wie die Frage, ob sie den Weg ohne meine Hilfe würde bewältigen können.

Ich überlegte. ,,Wäre gut. Denn ich habe Hunger,... ich wäre eigentlich schon wieder zurück und hätte dort gefressen, aber unter den Umständen ist das eher unwahrscheinlich, dass ich schnell wieder zurück komme.", miaute ich dann. ,,Ich bin mir nicht sicher, doch ich muss es schaffen... oder nicht?", fragte ich dann und unsicherheit machte ich in mir breit. Wollte er mich etwa stützen oder gar tragen? Dieser Gedanke ließ meine Ohren nervös zucken. ,,Nähe des Donnerweges gibt es eine Höhle. Dort wachsen auch viele Heilpflanzen, die es gerne nass und dunkel mögen. Dort gibt es mit Sicherheit auch Spinnweben", meinte ich dann.

Ich zuckte belustigt mit den Schnurrhaaren. "Dann ist es ja gut, dass ich ein guter Jäger bin", miaute ich. Mein Ohr zuckte leicht bei ihren nächsten Worten. Dann schlug ich ärgerlich mit dem Schweif und vertrieb meine kindische Nervosität. "Soll ich dich irgendwie stützen?" bot ich ihr freundlich an. "Es ist wohl am besten, wenn wir dort suchen, da hast du recht."

,,Davon will ich mich selbst überzeugen", meinte ich belustigt und ertappte mich sogar dabei, als ich leicht schnurrte. ,,Stützen... wäre eine gute Idee glaube ich", miaute ich dann wieder nervös. Der Kater machte mich nervös und das verwirrte mich. ,,Dann lass uns los gehen... Ich leite uns dort hin", erklärte ich dann miauend.

Ich schmunzelte leicht. "Das wirst du noch früh genug sehen", meinte ich und trat dann auf sie zu. Sachte stupste ich sie mit der Nase an, damit sie aufstand, und stellte mich dann dicht neben sie. "Leg am Besten deinen Schweif auf meinen Rücken und lehn dich gegen meine Schulter, dann kannst du mir den Weg zeigen", maunzte ich leise und räusperte mich. Meine Stimme klang rauer als sonst - hatte ich womöglich einen Käfer im Hals? Ich wartete, ob sie meinem Vorschlag Folge leisten würde, während ich ihr ungewöhnliches Fell dicht neben meinem spürte.

Ich sagte nichts weiter dazu. Es war eine komische Situation, eine wirklich komische Situation! ,,Werde ich machen, Pech", meinte ich dann leise, fast schon liebevoll. Ich spürte seinen Fell an meinen und Hitze stieg mir in den Kopf. Ich lehten mich gegen seine Schulter und meine Lunte legte ich auf seinen Rücken, warum auch immer das so sein sollte. ,,Wir laufen langsamer. Tut mir leid, wenn ich dich aufhalte, aber du hilfst mir ungemein...", miaute ich dann und das zuzugeben war irgendwie schwer. Ich war sonst immer eine eigenständige Katze oder versuchte es immer udn seitdem mein Mentor verschwunden war, musste ich doch eigenständiger werden. Ich war leicht in Gedanken, als wir den Weg antraten und nur langsam voran kamen.

(dunkle Höhle)

Mein Pelz fing an zu kribbeln, als Honigpfote noch etwas näher rückte und mir den Schweif auf den Rücken legte, wie ich es vorgeschlagen hatte. Die Wärme ihres Fells sickerte durch jedes einzelne Haar in meinem Pelz, während wir langsam losliefen. "Das macht doch nichts", schnurrte ich leise. "Auch starke Katzen wie du brauchen manchmal etwas Unterstützung, du musst nicht alles alleine bewältigen." Meine Stimme war unwillkürlich ein paar Oktaven tiefer gerutscht, so dass sie eher einem Brummen glich als dem Miauen eines Katers. Ihr Gewicht hielt ich aufrecht, während ihr Schweif in dieser Position half, das Gleichgewicht zu wahren - und, nebenbei bemerkt, Schauder über meinen Rücken zu jagen. Allerdings versuchte ich so gut wie möglich, mir nichts davon anmerken zu lassen, nicht wissend, ob das überhaupt funktionierte. Ich kam mir vor, als könnte jeder sofort sehen, was mir durch den Kopf ging.

--> Dunkle Höhlen